Im März dieses Jahres war es Zeit für meine zweite Networking Tour (was genau ich auf der Tour erlebt habe, kannst du unter #jeggersOnTour24 auf LinkedIn nachlesen!). Worum ging es dabei? Hier erfährst du, wie ich dabei vorgegangen bin und was es mir gebracht hat. Viel Spaß beim Lesen!
Was ist eine Networking Tour?
Die kurze Antwort lautet: was auch immer du möchtest. Für mich war es eine 10-tägige Zugreise nach Großbritannien. Ich wollte dort verschiedene Sprachprofis und andere Unternehmer*innen treffen und an einer Konferenz teilnehmen.
Der erste Schritt: einen Interrail-Pass kaufen! Damals als Studentin hatte ich nie eine InterRail-Reise gemacht. Jetzt war meine Chance endlich gekommen, wenngleich auf die ruhigere Art, passend zum mittleren Alter. Heute sind viele verschiedene InterRail-Tickets erhältlich, die alle sehr flexibel sind. Ich entschied mich für einen Pass für einen Zeitraum von zwei Monaten mit zehn Reisetagen (die zehn Tage müssen dabei nicht aufeinander folgen). Zwei dieser Tage können für die Aus- und Rückreise im Heimatland genutzt werden; die Zugreisen an den verbleibenden Tagen mussten im Ausland erfolgen. Und wegen einer Sonderaktion konnte ich diesen 10-Tage-Pass sogar zum Preis eines 7-Tage-Passes ergattern. Weitere Info findest du auf interrail.eu/de.
Von Deutschland aus fuhr ich also durch Frankreich nach Großbritannien. Mein erster Stopp war Winchester. Dann ging es weiter nach Manchester und dann – weil es der Orte, die auf -chester enden, dann mal genug war – nach Birmingham, wo die UpLift Live Conference stattfand.
Überall traf ich mich mit Übersetzer*innen und anderen Unternehmer*innen. Teilweise hatten wir uns bereits früher im echten Leben kennengelernt, mit anderen hatte ich vorher nur über Zoom Kontakt. Wir sprachen über die Übersetzungsbranche, das freiberufliche Dasein im Allgemeinen, Work-Life-Balance, Selbstfürsorge und alle anderen Themen, die sich im Gespräch mit netten Menschen so ergeben.
Da ich mir meine Energie etwas einteilen und auch an einigen Übersetzungsprojekten arbeiten musste, plante ich die meisten Treffen zwischen 11 und 15 Uhr. Dadurch hatte ich auch Zeit, die Orte zu erkunden, Geocaching zu gehen, meine Erfahrungen für LinkedIn aufzuschreiben oder eben sogar – man glaubt es kaum – etwas zu arbeiten.
Meine Networking Tour in Zahlen
Anzahl der Tage: 10
Bereiste Länder: 3
Zurückgelegte Distanz: 1843 km
Züge: 21 (ohne Straßen- oder U-Bahnen)
Besuchte Städte: 3
Networking Buddies: 11 (plus etwa 180 Teilnehmende der UpLift Live Conference!)
Unbekannte Mengen von Kaffee, Karottenkuchen, Millionaire’s Shortbread und Ale!
Was spricht für eine Networking-Tour?
Es macht Spaß
Ich muss zugeben: Die Planung meiner ersten Networking Tour im Jahr 2023 ergab sich hauptsächlich aus virtuellen Chats mit LinkedIn-Kontakten in Großbritannien, bei denen irgendwann der Vorschlag kam, sich doch auch im echten Leben mal zu treffen. Eine Sache ist mir sehr wichtig: Meine Arbeit muss mir Spaß machen. Vor einigen Jahren habe ich einen gut bezahlten Job in einem Unternehmen verlassen, weil er eben keinen Spaß machte. Ich bin es mir also schuldig dafür zu sorgen, dass mir meine jetzige Arbeit wirklich Freude bereitet. Denn sonst hätte ich ja auch bei dem Unternehmen bleiben und das ganze Geld behalten können.
Aber je mehr ich über die Idee der Networking Tour nachdachte, desto bewusster wurden mir auch die Business-Vorteile.
Neuer Schwung für meine ‚Britishness‘
Ich lebe in Deutschland und ich übersetze vom Deutschen ins Englische. Natürlich hat es Vorteile, im Land meiner Ausgangssprache zu leben. Potenzielle Kunden sind besser erreichbar, ich bin von der Kultur umgeben und habe keine Hemmungen, Deutsch zu sprechen, denn das tue ich jeden Tag.
Andererseits muss ich auch dafür sorgen, dass mein Englisch auf dem neuesten Stand bleibt. Und zwar nicht nur durch Besuche bei Familie und Freunden, sondern auch durch Gespräche mit Muttersprachler*innen, die im derselben Branche arbeiten wie ich. Wie sprechen sie über ihr Geschäft, über Trends in den sozialen Medien, Entwicklungen im Bereich KI usw.? Bei meiner Reise ging es also auch viel darum, aus sprachlicher Sicht in diese Welt einzutauchen.
Begegnungen mit Übersetzer*innen und Unternehmer*innen
Bei einer freiberuflichen Tätigkeit kann man sich manchmal etwas einsam fühlen, besonders wenn man von zuhause arbeitet. Man muss in viele verschiedene Rollen schlüpfen, aber manchmal habe ich das Gefühl, dass die schwierigste Aufgabe darin besteht, den Fokus und die Motivation aufrechtzuerhalten.
Da ist es hilfreich, auch mal rauszukommen und mit anderen Menschen zu sprechen, die in derselben Position sind. Vielleicht haben sie Tipps zu Tools, Techniken oder Arbeitsweisen. Oder man lacht gemeinsam über etwas, das schief gelaufen ist. Oder man findet einfach heraus, dass sich andere genauso fühlen. Aus diesen Begegnungen mit Menschen aus dem gleichen oder einem ähnlichen Berufsfeld ziehe ich immer sehr viel Motivation.
Mal rauskommen
Ein Tapetenwechsel wirkt Wunder – plötzlich eröffnen sich ganz andere Perspektiven. Oft kommen mir die besten Ideen, wenn ich unterwegs bin und meine Gedanken schweifen lassen kann. Wenn ich die Dinge aus der Distanz betrachte, kann ich Zusammenhänge besser erkennen und über meine Geschäftsstrategie nachdenken, ohne in den alltäglichen Aufgaben zu versinken.
Online-Bekanntschaften ins reale Leben tragen
LinkedIn, Zoom und ähnliche Plattformen sind großartige Möglichkeiten, mit Gleichgesinnten aus aller Welt in Kontakt zu kommen, denen wir sonst nie begegnet wären. Ich liebe es, über die sozialen Medien Kontakte zu knüpfen, und gehe gerne den nächsten Schritt, mich – sofern möglich – auch im echten Leben mit ihnen zu treffen.
Manchmal vergesse ich durch die gute Qualität der Videoanrufe heutzutage fast, dass eine persönliche Begegnung ohne Bildschirm eine deutlich vielseitigere und intensivere Erfahrung ist. Wie wenn man selbst Tomaten anbaut und dann plötzlich feststellt, dass die aus dem Supermarkt, die eigentlich immer ganz gut geschmeckt haben, im Vergleich überhaupt kein Aroma haben. Virtuelle Chats & Co sind eine wunderbare Sache, machen Spaß und sind manchmal die einzige Möglichkeit, Kontakte zu pflegen. Aber wenn sich die Chance bietet, mit einer Person Zeit im echten Leben zu verbringen, dann ergreife ich sie. Nicht zuletzt lässt sich so wenigstens herausfinden, wie groß diese Person ist. 😊
Was ich gelernt habe
Einige meiner Erkenntnisse aus den Touren letztes und dieses Jahr habe ich hier zusammengefasst.
Reise mit leichtem Gepäck
Letztes Jahr bin ich mit dem Flugzeug nach Großbritannien gereist und habe mir dort einen Mietwagen genommen, deshalb musste ich mein Gepäck nie weit tragen. Ich dachte nicht, dass ich zu viel eingepackt hatte – aber danach stellte ich fest, dass ich einige Dinge gar nicht gebraucht oder getragen hatte. Mit dieser Erfahrung, und weil ich dieses Jahr mit dem Zug unterwegs war, habe ich dieses Mal sehr überlegt gepackt. Ich hatte einen kleinen Koffer in Handgepäck-Größe dabei, meinen Laptop-Rucksack und eine Gürteltasche für Smartphone und Portemonnaie. Dazu kam ein kleiner faltbarer Rucksack, den ich bei den Aufenthalten als Tagesrucksack genutzt habe. Immer wieder dieselben Outfits zu tragen war zwar etwas langweilig, aber das Gefühl der Freiheit war es mir wert. Außerdem konnte ich meinen Koffer so problemlos in die Gepäckablage heben.
Besonders praktisch fand ich meine neue Bluetooth-Tastatur (Logitech MX Mechanical Mini, falls es jemand genau wissen möchte). Sie ist winzig und lässt sich einfach verstauen, hat aber trotzdem Tasten in normaler Größe, auf denen es sich besser tippen lässt als auf dem Laptop. Mit einem separaten Keyboard konnte ich außerdem meinen Laptop etwas höher positionieren und so in einer ergonomischeren Position arbeiten.
Zugreisen sind absolut machbar
Als mir die Idee mit der Zugreise kam, hatte ich zunächst Zweifel wegen möglicher Verspätungen oder Zugausfällen. Aber der Großteil meiner Reise verlief reibungslos. Nur ein Mal ging etwas schief, auf meiner Reise von Winchester nach Manchester am vierten Tag. Ich sollte am Bahnhof Euston in London umsteigen. Dort angekommen stellte sich aber heraus, dass aufgrund von Signalausfällen in Richtung Norden weder Züge in Euston ankamen noch von dort abfuhren. Zum Glück leben meine Eltern in London, sodass ich einfach bei ihnen übernachten und einen frühen Zug am nächsten Morgen nehmen konnte. So kam ich rechtzeitig für mein Treffen mit Lisa de Caux in Manchester an. Ich fand es sehr angenehm, mit dem Zug zu reisen, und ich werde es ganz sicher wieder tun.
Teile dir deine Energie gut ein
Ich habe gelernt, meine Treffen nicht zu eng zu takten. Wir haben nicht alle das gleiche Maß an Energie im Umgang mit anderen Menschen. Sei dir deiner Kraft bewusst und passe die Planung entsprechend an. Vielleicht hast du das Gefühl, so viele Begegnungen wie möglich einplanen zu müssen. Aber denk auch daran, dass du die ganze Tour überstehen musst, ohne dich am Ende nur noch danach zu sehnen, auch mal allein zu sein.
Lasse Raum für Unerwartetes
Zum Reisen gehört auch Spontanität. Bei meinem Treffen mit Bettina Röhricht in Chorley realisierte ich beispielsweise, dass ich gar nicht so weit von der Westküste entfernt war. Also machte ich einen Abstecher nach Blackpool. Ich badete im Meer, starrte eine Weile in den Horizont schlenderte über den Pier und besuchte schließlich noch den ikonischen Blackpool Tower. Mein unerwarteter Ausflug ans Meer war definitiv ein Highlight!
Mach was dir gefällt
Ich stehe gerne früh auf und bin somit auch abends früher müde. Treffen am Abend gehörten daher auch nicht zu meiner Planung. Du musst dich nicht mit 20 Kolleginnen und Kollegen in einer Bar verabreden, wenn du lieber ein Gespräch mit einer Person bei einem Kaffee und einem Stück Karottenkuchen führst. Oder umgekehrt, natürlich.
Mehrtägige Konferenzen finde ich sehr interessant, aber manchmal wird mir auch dort alles zu viel. Eine Networking Tour ist eine tolle Möglichkeit, mal rauszukommen und die Leute zu treffen, die ich gerne besser kennenlernen möchte. Gleichzeitig brauche ich aber auch Zeit, um mich zwischen den Begegnungen ganz in Ruhe zu erholen und nachzudenken.
Los geht’s!
Meine Tour war natürlich sehr weitreichend, aber diese Art des Netzwerkens lässt sich an die individuelle Situation anpassen. Es lohnt sich, Unternehmer*innen in deiner Stadt oder Region zu kontaktieren. Oder vielleicht planst du sowieso eine Reise und hast Kontakte auf LinkedIn, die dich unterwegs oder am Reiseziel auf einen Kaffee oder zum Mittagessen treffen oder dich beim Sightseeing begleiten. Meine ‚Networking Buddies‘ auf dieser Tour waren alle Menschen, mit denen ich zuvor auf LinkedIn Kontakt hatte. Wir wussten also bereits, dass wir einiges gemeinsam haben und uns höchstwahrscheinlich gut verstehen werden. So konnten wir uns unmittelbar nach der Begrüßung in ein gutes Gespräch vertiefen.
Ich kann eine solche Tour nur wärmstens empfehlen. Hast du so etwas schonmal gemacht oder planst du eine ähnliche Tour? Dann würde ich mich freuen, mehr darüber zu erfahren!